Donnerstag, 3. Mai 2012

Das natürliche Fressverhalten des Pferdes Teil 6



... Fortsetzung von Teil 5

Wie verhält es sich aber mit den natürlichen Fress- und Ruhezeiten des Pferdes?

In den meisten größeren Reit- und Zuchtbetrieben wird traditionsgemäß morgens schon sehr früh gefüttert, mittags manchmal eine kleinere Portion und abends dann die letzte Futterration schon gegen 17 Uhr. Hierbei kommt noch hinzu, dass die Futterart- und menge vom Menschen vorgegeben wird und nicht vom Pferd selbst gewählt werden kann. Wird dieses Vorgehen aber tatsächlich den evolutionsgenetischen Bedingungen unserer Pferde gerecht?

Verhaltensforscher sind sich einstimmig darüber einig, dass Pferde mehrere Fress- Schlaf- und Ruhezeiten am Tag einhalten. Während eines 24-Stunden-Tages wurde beobachtet, dass Pferde in der Regel zwei bis drei kürzere sowie zwei längere Fressperioden einhalten. Die erste Mahlzeit wird meist ab vier und fünf Uhr morgens eingenommen und dauert bis circa sieben Uhr an. Danach folgt eine kürzere am frühen Vormittag. Zwischen zehn und dreizehn Uhr liegt dann eine größere Weidezeit mit einigen Unterbrechungen, die von einer kurzen Periode zwischen 15 und 16 Uhr gefolgt wird. Die weitaus längste und andauerndste Weideperiode beginnt in den späten Nachmittagsstunden ab circa 17 Uhr und hält, mit einigen kürzeren Unterbrechungen, bis weit nach Mitternacht an. In den  Hochsommermonaten wird die vormittägliche Fressdauer, um die beiden sonst kürzeren Fresszeiten, ausgedehnt und bis zur Hauptfliegenplage gegen circa zehn Uhr durchgeweidet.

Diese Angaben variieren natürlich je nach Pferderasse und Jahreszeit, wobei die exotischen Pferderassen stets länger weiden als die Robustrassen, um ihren Nährstoffbedarf zu decken. Interessanterweise weicht dieser Tagesrhythmus auch im Winter kaum von den sommerlichen Fresszeiten ab.

Zusammenfassend kann also verallgemeinert werden, dass Pferde in ihrer natürlichen Umgebung stets in den frühen Morgenstunden fressen, dann wieder am frühen Vormittag und ausgedehnter um die Mittagszeit, nachmittags nur kurz und am ausgiebigsten und längsten am Abend bis in die späte Nacht hinein.

Welche Konsequenzen sollten wir nun aus diesem natürlichen Fressrhytmus unserer Pferde ziehen?

Außer in Rennställen wird selten schon um vier Uhr morgens gefüttert, doch kann dies jederzeit durch ausreichend zur Verfügung stehendes Raufutter kompensiert werden. Die erste größere Mahlzeit sollte dann gegen sieben bis acht Uhr erfolgen oder, noch besser, am Vormittag gegen zehn bis elf Uhr. Es sollte immer genügend Raufutter zur freien Aufnahme bereitliegen. Bei der Abendfütterung sollte sehr darauf geachtet werden, dass wirklich genügend Raufutter zur Verfügung steht, welches bis in die späte Nacht hinein ausreicht - besser noch, bis zum Morgen. Dies ist immens wichtig, um dem natürlichen Kau- und Fressbedürfnis unserer Pferde nachzukommen und, sonst unvermeidlich auftretende psychische Störungen, zu vermeiden.

Leider sind diese Voraussetzungen, besonders in großen Reitställen, selten gegeben, da hier mehr auf die Rentabilität der Fütterung als auf die Bedürfnisse der Pferde geachtet wird. Aus Angst vor zu hohen Verlusten über die Einstreu wird meist am Abend nicht genügend Raufutter gegeben, welches die Nacht hindurch bis zum Morgen ausreicht. Diese Pferde haben dann, gerade in ihrer Hauptfresszeit, nicht genügend Futter. Dieser Mangel lässt sich auch keinesfalls durch hohe Kraftfuttergaben kompensieren. Solche Pferde stürzen sich dann am Morgen heißhungrig mit leerem Magen auf ihr Kraftfutter, was sich wiederum sehr ungünstig auswirken kann.

Am Optimalsten (für die Pferde) ist es also, besonders am Abend, nicht zu früh zu füttern und genügend Raufutter über Nacht bereit zu legen, wovon auch am Morgen noch etwas vorhanden sein sollte, damit die Pferde noch vor der Kraftfuttergabe möglichst viel Raufutter fressen können.


1 Kommentar:

  1. Tja ..also ich meine Süßen direkt hinterm Haus stehen hatte, habe ich das .. sagen wir mal fast ... machen können .. morgens um 4 war ich allerdings noch nicht wieder hoch, aber schon früh, nämlich bevor ich die Kinder für die Schule fertig gemacht habe, gab es die erste Scheibe Heu .... und abends spät oft erst gegen Mitternacht dann auch immer eine größere Portion für die Nacht .. habe wenn ich die Kids nachts vom Tanzen abgeholt habe, oft gesehen, wann Pferde schlafen .. im Offestall also, nämlich meistens nach Mitternacht bis ca. wie Du schon schreibst, morgens gegen 3 oder 4.

    Ich hoffe, ich kriege sie wieder in die Nähe, um das dann wieder besser machen zu können.

    LG
    Renate

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