Sonntag, 23. Dezember 2012

(6) Geschichtlicher Abriss der Pferdezucht (Ostpreußens) - 20. Jahrhundert


Hauptbeschälerstall in Trakehnen

 

20. Jahrhundert


1900: In Celle beginnt der Hengst "Nelusko", Sohn des Ostpreußen Neckar, seine Gestütslaufbahn.

1900: Napoleon III. vollendet in Frankreich den Wiederaufbau der Gestütsanstalten mit der Einrichtung von 22 neuen Hengstdepots.

1900 - 1905: Das General Stud Book meldet einen Export von 1.514 Hengsten und 2.038 Stuten.

1901: Der zweite Band des Trakehner Stutbuchs erscheint.

Auf dem Pferdemarkt in Wehlau werden zu dieser Zeit 20.000 Pferde im Jahr geschätzt.

1903: "Von Oettingen" kauft den berühmten "Perfectionist xx" in England, Brauner, geb. 1899, als Hauptbeschäler in Trakehnen von 1904 - 1906.

1903: Aus Russland wird überliefert, dass dort 6 staatliche Hauptgestüte und 30 Landgestüte bestehen. Zudem gibt es 4000 Privatgestüte, darunter 1500 der Traberrasse.

1904 - 1906: "Perfectionist xx" bringt auf Anhieb drei Hauptbeschäler hervor: 1904 "Tempelhüter", 1905 "Irrlehrer" und 1906 "Jagdheld".

1905: "Dark Ronald xx", der bisher erfolgreichste Vollblutvererber in Seutschland, wird in England geboren. Nach Ankauf für 500.000 Mark bezog der Beschäler 1914 eine Box in Graditz (bis 1927).

1906: Das von Landstallmeister "von Oettingen" 1897 begonnene, umfassende Gebäude- und Gartenbauprogramm in Trakehnen wird abgeschlossen. Dieses Bauprogramm weist einen Kostenaufwand von 1,5 Millionen Mark aus. Unter vielem Anderen sind neue Wohnungen für 1.350 Menschen entstanden.

1907: Nach Abschaffung der Hengst-Prüfungsrennen in Insterburg (1890-1902) setzt "von Oettingen" auf vielseitige Leistungserprobung. Es wird eine eigene Meute für Trakehnen angeschafft.

1907: 998 Warmbluthengste decken in Ostpreußen 49.631 Stuten.

1907: Der Erfinder des modernen Springstils - Frederico Caprilli - stirbt.

1908: Aus Frankreich wird der Anglo-Araber "Nana Sahib x", Schimmel, geb. 1900, eingeführt, als Hauptbeschäler tätig in Trakehnen bis 1922.

1909: Der dritte Band des Trakehner Stutbuchs erscheint.

1909: Allenstein wird Sitz eines neuen Regierungs-Bezirkes.

1910: Equipagen beherrschen das Bild des Nahverkehrs noch wie eh und je.

1911: Erstes großes Querfeldeinrennen in Trakehnen.

1912: "Kurt Graf von Sponeck", Schwiegersohn des als Oberlandstallmeister nach Berlin gehenden "von Oettingen", übernimmt die Leitung in Trakehnen (bis 1922).

1912: Die ersten plympischen Reiterspiele der Neuzeit finden in Stockholm statt.

1912: Der große Vererber "Alderman I" wird in Celle aufgestellt. Seine Mutter ist die Tochter des Ostpreußen "Gessler".

1912: Der Regierungs-Bezirk Gumbinnen und Teile des Regierungs-Bezirks Königsberg werden zu Reinzuchtgebieten für die Warmblutzucht erklärt.

1914: Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Die Zuchtbestände Trakehnens fliehen im Juli und August ins Innere des Reiches. Extrazüge rollen dafür ab Stallupönen und Gumbinnen.

1915: Gegen Ende des Jahres herrscht große Zerstörung in Trakehnen. Ein Teil der Gestütspferde kann jedoch nach Trakehnen zhurückkehren. Erst 1919 treffen die letzten Teile aus Schlesien ein.

1916: Eine erste Ausgabe des Stutbuchs für schwere Arbeitspferde erscheint. Die Zucht des Kaltblüters erhält zu dieser Zeit viel Auftrieb.

1916: "Tempelhüter", Dunkelbrauner, geb. 1904 in Trakehnen, wird als Hauptbeschäler nach Trakehnen geholt, nachdem er seit 1908 als Landbeschäler in Braunsberg aufgestellt war. Er wirkt bis zu seinem Lebensende als Hauptbeschäler in Trakehnen, wo er 1933 hochberühmt stirbt.

1914 - 1918: Ostpreußen verliert im Ersten Weltkrieg 135.000 Pferde, darunter 25.000 Zuchtstuten und somit 57 % der eingetragenen Bestände. 1918 werden als Ausgleich 4.767 Stuten aus Heeresbeständen für die Zucht freigegeben.

1918: Nach Ende des Krieges scheinen Reit- und Heeresremonten nicht mehr gebraucht zu werden. Die Landwirtschaft fordert ein stärkeres Pferd mit mehr Masse.

1920: Der Rennsport fängt sich recht schnell wieder. "Herold xx" wird als Derby-Sieger in Hamburg gefeiert. Gustav Rau begründet die Ländlichen Reit- und Fahrvereine und forciert den Reit- und Turniersport.

1920: Die Reichswehr entsteht. Es werden wieder vermehrt Remonten gebraucht.

1920: Hannover richtet eine staatliche Hengstaufzucht in Hunnesrück bei Einbeck ein.

1920: Die staatliche Vollblutzucht zieht um nach Altefeld. In Graditz verbleibt die Halbblutzucht.

1920: Von 376 Gebäuden in Trakehnen müssen 83 völlig neu wiederaufgebaut werden, darunter auch der Speicher.

1921: Der Anglonormanne "Floral" wird Hauptbeschäler in Trakehnen. Er wird jedoch vom Stutbuch nicht anerkannt und 1923 wieder ausrangiert.

1921: Zu den Hauptbeschälern dieser Epoche gehört der weltbekannte "Cancara", Schimmel, geb. 1917 in Trakehnen.

1921: Das Remontenamt Kattenau kommt zum Hauptgestüt Trakehnen hinzu und rundet das Gesamtareal mit zusätzlichen 7.100 Morgen auf fast 24.000 Morgen ab. Damit hat Trakehnen seine größte Ausdehnung erreicht und optimale Voraussetzungen für Zucht und Aufzucht erlangt.

1921: Bei allem - gemäßigten - Aufschwung kündigen sich dennoch Absatzschwierigkeiten in dem nun vom Reich abgeschnittenen Ostpreußen an. So kommt es bald zu Notverschiffungen, vor Allem nach Russland.

1922: "Siegfried Graf von Lehndorff", Sohn des Oberlandstallmeisters, übernimmt die Leitung Trakehnens (bis 1931).

1922: Die doppelte Elchschaufel wird als Hauptstutbuchbrand, des neu gegliederten Ostpreußischen Züchterverbands, eingeführt.

1923: "Graf Lehndorff" holt "Dampfroß", Brauner, geb. 1916, als Hauptbeschäler nach Trakehnen. Dieser Hengst leistet gemeinsam mit "Tempelhüter" Überragendes in der Zucht.

1923 / 24 / 25: In Pardubitz gibt es große Sieger aus Trakehnen und Ostpreußen: "Landgraf II" (1923 und 1925) und "Herero" (1924).

1925: 106 Reitvereine mit 3.000 Aktiven sind in Ostpreußen registriert und helfen indirekt der Zucht.

1925: Besonders schwere Hengste werden in der Trakehner Rappherde verwendet, so auch "Ararad", geb. 1921 in Trakehnen.

1925: Generalfeldmarschall "von Hindenburg" wird Reichspräsident.

1925: In Hannover wirkt "Feiner Kerl", einer der ganz großen Vererber überhaupt. Nebebn Celle wird auch Osnabrück als Landgestüt eingerichtet.

1925: In Hannover entsteht die Hengstprüfungsanstalt Westercelle.

1926: In Ostpreußen entsteht die Hengstprüfungsanstalt Zwion.

1928 / 29: Weitere Siege von Trakehnern in Pardubitz: "Vogler" (1928) und "Ben Hur" (1929).

1929: Als Folge der großen Weltwirtschaftskrise erfolgt die Auflösung von Gudwallen (die Hengste kommen nach Georgenburg) und Beberbeck (die Zuchtpferde kommen nach Polen). Es herrscht Notstand in der deutschen Pferdzucht.

1931: Eröffnung des Empire State Building am 1. Mai.

1931: Landstallmeister "Dr. Ehlert" übernimmt die Leitung Trakehnens (bis 1944).

1931: Der Trakehner "Morgenglanz" gewinnt das Springderby in Hamburg.

1931: Der Hengst "Pilger", Brauner, geb. 1926 in Trakehnen, v. Luftgott a.d. Herdmütterchen v. Tempelhüter, wird Hauptbeschäler in Trakehnen.

1931: Der Hengst "Kupferhammer", Fuchs,  geb. 1928 in Trakehnen, v. Parsival a.d. Kronhüterin v. Tempelhüter, wird Hauprbeschäler in Trakehnen.

1931: Reitjagden bleiben ein wesentlicher Wertungsfaktor für die Weiterentwicklung Trakehnens.

1932: Die 200-Jahr-Feier Trakehnens und der Preußischen Gestütsverwaltung steht im Mittelpunkt der Züchter- und Reiterwelt. Das Werk "200 Jahre Preußische Gestütsverwaltung" erscheint. Oberlandstallmeister "Gatermann" benutzt das Jubiläum, um gegen die Etatschwierigkeiten anzukämpfen.

1932: Der noch lebende, 28-jährige Hauptbeschäler "Tempelhüter" wird von "Kuebart" modelliert und in Berlin in Bronze gegossen.

1932: Der Trakehner "Remus" siegt in Pardubitz.

1933: Roosevelt wird 32. Präsident der USA.

1933: Der Graditzer Hengst "Alchimist xx" gewinnt das Deutsche Derby.

1933: Der Hengst "Termit", Fuchs, v. Hyperion a.d. Technik v. Tempelhüter, der spätere Vater von "Abglanz", wird in Trakehnen geboren.

1932: Der Hengst "Pythagoras", Brauner, geb. 1927 in Trakehnen, v. Dampfroß a.d. Pechmarie v. Tempelhüter, wird Hauptbeschäler in Trakehnen und gibt das Blut seines Vaters in wertvoller Verbindung zu Tempelhüter in bahnbrechender Weise weiter. Er wird der größte Vererber dieser Zeit.

1934: Der Schimmel "Nanuk", Trakehner Abstammung, gewinnt unter Irmgard von Opel das Deutsche Springderby.

1934: Der Remonteabsatz steigt langsam wieder an (auf 2.533).

1934: Gustav Rau folgt Gatermann im Amt des Preußischen Oberlandstallmeisters.

1934: Ostpreußen gewinnt in Hamburg anlässlich der DLG das Mannschaftsspringen der deutschen Zuchtgebiete.

1934: Die Rennbahn Trakehnens erhält Tribünen für das zweitschwerste Querfeldeinrennen der Welt, das "Von-der-Goltz-Memorial". Es ist seit 1931 über 6200 m führend.

1934: Am 2. August stirbt Generalfelmarschall und Reichspräsident "Paul von Hindenburg" auf seinem Landsitz Gut Neudeck, Ostpreußen und wird im "Denkmal der Schlacht bei Tannenberg" beigesetzt.

1935: Der Ostpreuße "Herold" gewinnt die Pardubitzer Steeplechase zum zweitenmal.

1936: Der Ostpreuße "Dedo" ist bestes Pferd beim Preis der Nationen in New York.

1936: Im Landgestüt Osnabrück sind die Trakehner Hengste "Hagen" und "Semmering" eingesetzt.

1936: Im hannoverschen Zuchtgebiet steht der Celler Landbeschäler "Detektiv" auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn.

1936: Die Olymischen Reiterspiele in Berlin dokumentieren die hohe Qualität des Ostpreußischen Pferdes Trakehner Abstammung. "Nurmi" gewinnt Gold in der Military, "Kronos" gewinnt Gold und "Absinth" Silber im Großen Dressurpreis. "Gimpel" und "Fasan" tragen entscheidend zum Mannschaftsgold in der Military bei.

1937: Aus Polen kommt der Vollblutaraber Hengst "Fetysz ox" als Hauptbeschäler nach Trakehnen.

1937: Von 48 Pferden der Military in Döberitz kommen 35 aus dem ostpreußischen Zuchtgebiet.

1937: Der Graditzer "Abendfrieden xx" gewinnt das Deutsche Derby.

1938: Ostpreußen siegt im Mannschaftsspringen der deutschen Zuchtgebiete in Berlin.

1938: Eine Pferdzählung in Deutschland ergibt einen Bestand von 1,5 Millionen Pferde.

1938: Der Ostpreuße "Fahnenträger" hat nennenswerte Zuchterfolge im Landgestüt Celle.


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